INSTITUT FÜR SOZIALMEDIZIN UND GESUNDHEITSSYSTEMFORSCHUNG

ISA – Implementierungsforschung Sachsen-Anhalt

In der medizinischen und klinisch-psychologischen Forschung werden fortlaufend neue Diagnostikinstrumente, Präventionsansätze und Therapien entwickelt, weiterentwickelt und evaluiert. In einer optimalen Welt würden diejenigen Instrumente und Therapien, die sich unter streng kontrollierten Bedingungen wissenschaftlich belegt als wirksam herausstellen, stets auch in die Praxis implementiert werden. Aktuelle Schätzungen weisen jedoch auf eine Umsetzung von nur 14 % solcher evidenzbasierter Ansätze in die Praxis hin (Rapport et al., 2022). Warum gelingt der Transfer in die Praxis so selten und wie kann man diesen Prozess erleichtern?

Die Implementierungsforschung untersucht systematisch die Förderfaktoren und Barrieren sowie die Kosten für die Implementierung von innovativen Technologien und neuen Versorgungsmodellen. Dabei bezieht sie sowohl die Perspektive künftiger Nutzender als auch der verantwortlichen Gestaltenden in Politik und Gesundheitswesen mit ein.

 

Projektziele

ISA_logo_300dpiIn unserem Verbundprojekt ISA – Implementierungsforschung Sachsen-Anhalt verankern wir diese Forschungsrichtung erstmals systematisch in der Region, mit besonderem Fokus auf das medizinisch und psychosozial unterversorgte Nord-Sachsen-Anhalt. Gemeinsam werden das Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG) und die Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie (KPSM) zwei besonders vulnerable Bereiche des Gesundheitswesens näher beleuchten: die Notfall- und Intensivmedizin sowie die psychosoziale Medizin. Untersucht werden dabei die aktuelle Versorgungslage sowie Förderfaktoren und Barrieren für die Implementierung innovativer Methoden und neuer Versorgungsmodelle. In diesem Zusammenhang evaluieren wir auch Strategien, die die Implementierung evidenzbasierter Methoden in der Medizin verbessern.

Unsere unterschiedlichen Forschungsschwerpunkte gehen wir in drei Teilprojekten an, die im Folgenden vorgestellt werden.

 

Teilprojekt A: Notfall- und Intensivmedizin

Im Teilprojekt A untersuchen wir, wie evidenzbasierte Versorgungs- und Nachsorgekonzepte für Patient:innen während und nach Notfall- und Intensivbehandlung in der medizinischen Versorgungspraxis umgesetzt werden können. Dabei analysieren wir Barrieren, fördernde Faktoren und Kontextbedingungen, um gezielt mit geeigneten Implementierungsstrategien zu einer nachhaltig verbesserten Versorgung beizutragen.

Unser Projekt setzt aktuell vier Schwerpunkte:

  1. Teleintensivmedizinische Konsultationen zwischen Maximalversorgern wie dem Universitätsklinikum Magdeburg und peripheren Kliniken,
  2. Sektorenübergreifende standardisierte Nachsorge-Empfehlungen zur Dysphagiekost (z. B. homogene Koststufen),
  3. Kartierung der Notfallversorgung zur Darstellung der aktuellen Versorgungslage und Abklärung angelehnter Fragestellungen bspw. durch Auswertung von Routinedaten aus dem AKTIN-Notaufnahmeregister,
  4. Ökonomische Modellierung potenzieller Kosteneinsparungen durch optimierte intensivmedizinische Versorgung per Telekonsil.

Die Perspektiven von Mediziner:innen, Pflegekräften, angelehnten Professionen und Patient:innen werden systematisch berücksichtigt. Ziel ist es, robuste Erkenntnisse zu den Gelingensbedingungen evidenzbasierter Versorgung zu gewinnen und umzusetzen – mit besonderem Fokus auf die strukturschwache Region Nord-Sachsen-Anhalt.

 

Teilprojekt B: Psychosoziale Medizin

Im Forschungsvorhaben B werden drei innovative Projekte durchgeführt, die sich auf die Verbesserung der psychosozialen Versorgung in Sachsen-Anhalt konzentrieren. Diese Projekte kombinieren digitale Technologien mit den Methoden der Implementierungs- und Transferforschung und zielen auf eine nachhaltige Umsetzung in der Praxis ab.

Mehr zu diesem Teilprojekt finden Sie hier.

 

Teilprojekt C: Ländliche Kohorte Sachsen-Anhalt (LäKoSA)

Der kleinstädtische und ländliche Raum Sachsen-Anhalts ist vom demografischen Wandel und den damit einhergehenden Strukturveränderungen der medizinischen Versorgung besonders betroffen. Dies führt vor allem in der älteren Bevölkerung vielfach zu Ängsten um die Sicherstellung der bedarfsgerechten Versorgung in der Zukunft. Zu den Herausforderungen vor Ort zählen ein zunehmender Ärztemangel, Versorgungsengpässe, eine mangelnde Vernetzung von Akteuren sowie eine unzureichende Infrastruktur für digitale Gesundheitslösungen. Durch weite Entfernungen bestehen Zugangsbeschränkungen zu spezialisierten medizinischen Behandlungen, Präventions- und Rehabilitationsangeboten sowie eine eingeschränkte Notfallversorgung.

Um die subjektive Wahrnehmung der aktuellen Versorgungssituation und -qualität sowie Rahmenbedingungen und die Offenheit für die Implementierung neuer Versorgungsformen im nördlichen Sachsen-Anhalt zu erfassen, wird eine Kohorte von insgesamt ca. 5.000 Bürger:innen mittleren und höheren Altes (ab ca. 40 Jahre) aus verschiedenen Kommunen der Landkreise Stendal und Altmarkreis Salzwedel aufgebaut und zweimal jährlich zu ihren Erfahrungen mit der medizinischen Versorgung befragt. Zur Entwicklung des Fragebogens werden im Vorfeld Fokusgruppen mit interessierten Bürger:innen geführt, sodass diese ihre Meinung und Erfahrungen zur medizinischen Versorgung teilen und damit direkten Einfluss auf die Inhalte der Befragung nehmen können. Durch halbjährliche Workshops werden ergänzend Bürger:innen und regionale Akteure kontinuierlich in das Projekt eingebunden. Zur Abbildung von Bevölkerungs- und Versorgungsstrukturen in den Regionen werden zusätzlich Sekundärdaten wie Amtliche Statistiken, Infrastrukturdaten, Basisdaten der Einheits- und Verbandgemeinden etc. herangezogen.

Der Kohortenansatz ermöglicht die längsschnittliche Beobachtung der Versorgungssituation und –qualität und ihrer Bewertung durch die Bevölkerung. Durch den direkten Zugang zur Bevölkerung wird ein Instrument geschaffen, dass die langfristige Evaluation von Maßnahmen zur Verbesserung der medizinischen Versorgung ermöglicht und deren Veränderungen in der Versorgungsstruktur abzubilden vermag.

 

Beteiligte Institute / Kliniken

fakultaet_logo_web_blau.jpg   Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
klinikum_logo_web_blau.jpg   Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (KPSM), Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R.

 

Kooperationspartner

Startseite Universitätsklinikum Heidelberg  

Prof. Dr. Michel Wensing, Professur für Versorgungsforschung und Implementierungswissenschaft, Medizinische Fakultät, Universität Heidelberg

klinikum_logo_web_blau.jpg   Prof. Dr. Robert Werdehausen, Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R.
Startseite Universitätsklinikum Heidelberg   apl. Prof. Dr. Christoph Nikendei und Nadja Gebhardt, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Universitätsklinikum Heidelberg

 

Finanzierung

Das Verbundprojekt wird finanziert aus dem Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) – Sachsen-Anhalt, über den Förderzeitraum 01.09.2024 bis 31.12.2027.

EFRE_SA_logo

 

Letzte Änderung: 09.07.2025 - Ansprechpartner:

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